Eva Spiss, Leiterin Finanzen der Sparkasse Bludenz - Frauen in Führung: Wagt unkonventionelle, individuelle Karrierewege

Manchmal hilft der Umgang mit Kleinkindern auch im Arbeitsalltag – ein wichtiger Perspektivenwechsel ist es auf jeden Fall!
Eva Spiss, Leiterin Finanzen der Sparkasse Bludenz, skizziert in der Serie „5 schnelle Fragen“ des Österreichischen Sparkassenverbandes ihren individuellen Karriereweg und weiß, wie herausfordernd die Vereinbarung einer Führungsposition mit dem Familienalltag mit drei kleinen Kindern sein kann.
Wie wichtig war es in Ihrer Karriere, die richtige Förderung zum richtigen Zeitpunkt zu erhalten?
Die richtige Förderung zum richtigen Zeitpunkt und das nötige Glück zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, ist in meinen Augen für jede Karriere sehr wichtig. Dennoch fällt Förderung nicht vom Himmel. Wer mit Engagement, Motivation und Freude gute Leistungen erbringt, wird auch gefördert werden. Das Vertrauen und den Zuspruch des heute pensionierten Vorstandsvorsitzenden Dir. Ertl und unseres Vorstandsdirektors Dr. Eichler in meine Person waren entscheidend. Nur drei Jahre nach meinem Eintritt in die Sparkasse Bludenz haben sie mir, der damals noch sehr jungen Mitarbeiterin, die Übernahme der Abteilungsleitung Finanzen zugetraut. Das hat mich darin bestärkt, an mich zu glauben und diese Herausforderung anzunehmen.
Welche Werte sind Ihnen wichtig?
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, respektvoller Umgang und Loyalität sind für mich essenziell in der Zusammenarbeit.
Was bedeutet für Sie der Begriff „Work-Life-Balance"?
Work-Life-Balance ist in meiner Wahrnehmung ein sehr individueller Begriff und jede:r meiner Kolleg:innen hat ein unterschiedliches Maß an idealer Aufteilung zwischen „work“ und „life“. Übersetzt man diese beiden Begriffe und nimmt sie wortwörtlich her, ergibt sich ein entsetzliches Bild. Da wir viele Stunden unseres Lebens in der Arbeit verbringen, hoffe ich doch, dass auch diese Zeit mit Leben gefüllt und lebenswert ist. Natürlich ist eine gewisse Abgrenzung zur Freizeit und dem Privatleben wichtig, um gesund zu bleiben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich die sogenannte Work-Life-Balance im Laufe des Arbeitslebens im Zusammenhang mit verschiedenen Lebensabschnitten auch ändert. Mich haben drei kleine Herren gelehrt, dass es noch viele großartige und spannende Dinge neben der Arbeit gibt. Insgesamt sollte individuell jede:r für sich ein gutes Verhältnis finden, das dem jeweiligen Typ entsprechend auch auf Dauer passt. Ich selbst zum Beispiel liebe Herausforderungen und stressigere Zeiten, dafür genieße ich ruhigere Phasen danach umso mehr.
Was war Ihr persönlicher #glaubandich-Moment auf Ihrem bisherigen beruflichen Weg?
Vor fast zehn Jahren die Übernahme der Abteilungsleitung und neben vielen kleinen #glaubandich-Momenten sicherlich meine dreimalige Rückkehr nach der (intensiv genossenen, aber kurzen) Mutterschutzzeit, während daheim jeweils ein acht Wochen altes Baby bestens vom Papa betreut wurde. Auch hier gilt es individuell nach Lösungen zu suchen: ländliche Region, kleine Sparkasse, Wohnort mittlerweile ca. eine Stunde vom Arbeitsort entfernt, sind auf den ersten Blick nicht die optimalen Bedingungen für eine Frau in Führungsposition mit kleinen Kindern. Doch ich bin überzeugt davon, dass sich dabei die zuvor erbrachten Leistungen bezahlt gemacht haben und meine Vorgesetzten darum auch bereit waren, unkonventionelle Lösungen einzugehen. An dieser Stelle gilt mein Dank neben meinem privaten Umfeld insbesondere meinem Team in der Abteilung, die diese Mutterschutzzeiten ermöglicht und mich bestens vertreten haben.
Ein wiederkehrender #glaubandich-Moment ist für mich als Führungskraft jedes Mal die Neueinstellung von Mitarbeiter:innen, da es neben der fachlichen Eignung auch immer einzuschätzen gilt, ob es eine gute Ergänzung zum bestehenden Team ist.
Woran liegt es, dass Frauen sich oft nicht trauen nachzufragen, wie sie am besten ihre Karriere gestalten können?
Ich glaube es findet langsam ein Wandel statt und Frauen fragen durchaus nach. Leider sind nach wie vor Rahmenbedingungen und vielfach auch Rollenbilder und Wertvorstellungen hinderlich. Nicht nur gesellschaftlich, sondern auch im eigenen Kopf. Die höchsten Anforderungen stellen wir oft an uns selbst. Hier rate ich sowohl arbeitgeberseitig als auch allen Frauen, neue Ideen zuzulassen und individuelle Lösungen zu ermöglichen. Wichtig ist mir hierbei zu betonen, dass es beiderseits ein ausgewogenes Verhältnis an Geben und Nehmen sein muss. Traut euch, gemeinsam Karrierewege zu planen und zu leben!