Mag. Michaela Schwinghammer-Hausleithner, Vorstandsvorsitzende, Sparkasse Eferding-Peuerbach-Waizenkirchen

Was bedeutet Gender Diversity für Sie und warum ist Ihnen das Thema wichtig?
Als Frau – mit all den Erlebnisse im meinem bisherigen Berufsleben - bin ich persönlich davon überzeugt, dass alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht – die gleichen Chancen und Möglichkeiten am Arbeitsplatz haben müssen. Das sehe ich als menschliches Grundrecht an. Dazu gehört auch die gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit. Grundsätzlich bieten die Sparkassen ein gutes Umfeld um Geschlechterparität zu schaffen. Unser Kollektivvertrag bildet die rechtliche die Basis dafür. Bei uns im Haus werden alle Mitarbeiter:innen – egal, ob auf Mitarbeiter- oder Führungsebene – gleich bezahlt.
Welche Kennzahlen wollen Sie erreichen, um von gelungener Gender Diversity sprechen zu können?
Wir haben auf Basis des Sparkassen Corporate Governance Codex Kennzahlen definiert und diese dann in den Saphir-Zielen festgelegt. Bei den Führungspositionen haben wir uns in den letzten drei Jahren bereits verbessert, wir sind jetzt bei einem 40-prozentigen Frauenanteil, wollen aber noch ein Plus von zehn Prozent erreichen. Wir haben bereits einen 30-prozentigen Frauenanteil im Aufsichtsrat, obwohl wir nicht an der Börse notiert sind. Im Vorstand haben wir den Gleichstand bereits erreicht. Bei der Summe aller Beschäftigten gibt es derzeit einen leichten Frauenüberhang, auch hier wollen wir wieder Parität schaffen. In Zukunft soll sich die Zusammensetzung der Mitarbeiterstruktur in allen Hierarchieebenen widerspiegeln. Wichtig ist, dass sich nicht das alte Stereotyp fortsetzt, wonach Frauen arbeiten und Männer führen.
Welche Maßnahmen setzen Sie, um Ihre Ziele zu erreichen?
Wir setzen eine Vielzahl an Maßnahmen, die sich über die unterschiedlichen Unternehmensbereiche ziehen, denn nur so können wir unsere Ziele erreichen. Das beginnt damit, dass wir Menschen in Karenz weiterhin gut einbinden. Die Maßnahmen reichen vom regelmäßigen Karenzfrühstück bis hin zu Informationen zu neuen Jobangeboten in der Sparkasse. Sehr gute Erfahrungen haben wir damit gemacht, geeignete Frauen direkt anzusprechen und sie zu motivieren sich für intern ausgeschriebene Jobs zu bewerben. Bei externen Jobausschreibungen werden bei gleichen Qualifikationen Frauen bevorzugt. Derzeit arbeiten wir an der Flexibilität der Arbeitszeitmodelle, denn gerade am Land ist die angebotene Kinderbetreuung noch nicht so umfassend, wie in der Stadt. Wir sehen jedenfalls, dass es ein Bündel an Maßnahmen braucht, um unsere Ziele zu erreichen.
Was ist Ihrer Meinung nach der herausforderndste Aspekt bei der Erreichung von Gender Diversity?
Der „long run“ ist die größte Herausforderung: Damit meine ich das Thema Gender Diversity über einen langen Zeitraum hinweg in den Köpfen und im täglichen Tun aller Mitarbeiter:innen zu verankern. Um sie zur langfristigen Unterstützung zu motivieren, müssen sie kontinuierlich und aktiv in die Prozesse eingebunden werden. Die Vorteile von Gender Diversity können sich nur zeigen, wenn wir nicht nur punktuelle Aktionen setzen. Dafür müssen wir alle mit kontinuierlicher Arbeit langfristig an einem Strang ziehen. Gender Diversity-Maßnahmen müssen zur selbstverständlichen Normalität werden.
Welche Chancen und Herausforderungen bieten diverse Teams?
Es liegen viele Chancen in der Geschlechterparität. Sehr wichtig ist mir die dadurch entstehende große Perspektivenvielfalt, sie führt zu einer besseren Entscheidungsfindung. Wir sehen größeres Engagement und Zusammenhalt. Gleichzeitig steigt die Identifikation mit dem Job an sich und auch mit der Sparkasse als Arbeitgeberin. Eine Herausforderung ist manchmal das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Arbeitsweisen und die Rücksichtnahme darauf. Damit meine ich etwa, dass bei der Vereinbarung von Terminen darauf geachtet wird, dass sie für alle gut in den Arbeitsalltag integrierbar sind und z.B. nicht erst am Abend abgehalten werden. Eine andere Herausforderung ist die schon besprochene Langfristigkeit der Maßnahmen, die zum täglich gelebten Alltag werden muss.
Wie trägt Gender Diversity zur Unternehmenskultur bei?
Wie schon bei den Chancen gesagt, zahlt Gender Diversity ungemein in eine positive Unternehmenskultur ein. Wir erleben mehr Lebendigkeit, Freude an der Arbeit und Kreativität.
Inwiefern hilft Ihnen das Engagement für Gender Diversity bei der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen?
Ob unsere Initiativen ein Bewerbungsgrund sind, können wir derzeit nicht konkret messen. Ich bin mir aber sicher, dass begeisterte Mitarbeiter:innen die beste „Werbung“ für ein Unternehmen sind. Das spricht sich herum und spiegelt sich dann auch in Bewerbungen wider.
Haben Sie selbst während Ihres Karriereweges von Gender Diversity Maßnahmen profitiert?
Nein, ich habe von keiner Gender Diversity Maßnahme profitiert, nichts dergleichen. Ich bin seit 14 Jahren im Vorstand, davor war ich bereits sechs Jahre in der Sparkasse. In dieser Zeit gab es weder den Begriff noch Ideen dazu. Ich habe erlebt, wie es ohne diese Maßnahmen ist. Deshalb ist mir die aktive Unterstützung von Frauen auch so wichtig, andere sollen es leichter haben als ich.